„Alles (fr)agil oder was?“

Was heißt eigentlich Agilität und was bedeutet das für das mittelständische Management?

Das Rätsel:

Es gibt aktuell kaum Fachzeitschriften – und Beiträge zu Führungs- und Organisationsthemen, in denen das Schlagwort „Agilität“ nicht omnipräsent ist.

Im Prinzip muss heutzutage alles agil sein. Die Teams, das Management, die Führung. Aber warum? Und was heißt das überhaupt?

Das Wort „agil“ ist ein Adjektiv und bedeutet so viel wie „von großer Beweglichkeit zeugend; regsam und wendig“. Im Hinblick auf das betriebliche Belange, wie Führung oder Organisation mögen viele ein ganz bestimmtes Bild im Kopf haben: „Da macht doch dann jeder was er will?!“ Aber ist das tatsächlich so und wann macht Agilität überhaupt Sinn? Nur in hippen Großstadt-Start-Ups? Oder auch im Mittelstand?

Ob ein gewisses Maß an Agilität in der unternehmerischen Organisation Sinn macht ist kurz zu beantworten, nämlich mit einem klaren „Ja“. Der aktuelle digitale Wandel, der keine Branche auslässt, führt dazu, dass sich die Welt zunehmend volatil, unsicher und auch komplex gestaltet. Durch neuartige Technologien und die damit verbundenen Möglichkeiten ist nichts so beständig wie der Wandel. Hieraus resultiert demnach auch das Bedürfnis nach einem höheren Maß an Agilität, da die Veränderung keine Ausnahme, sondern vielmehr den Normalzustand darstellt.

In der Praxis heißt das, dass MitarbeiterInnen häufig nach theoretischen Markmalen gemäß historisch gewachsenen Stellenbeschreibungen und Strukturen in Teams eingruppiert werden und / oder diese entsprechend führen. Die praktische Umsetzung zeigt häufig, dass Stellenbeschreibungen nicht mehr zum Alltagsgeschäft und zum Tätigkeitsgebiet passen, neue Tätigkeiten und Kompetenzen hinzukommen, sich demnach Anforderungen und Ansprüche permanent ändern. Ist dann in einem solchen Umfeld eine starre Organisation und Führung vorhanden leidet meist einer – der Kunde. Entscheidungswege werden länger, Verantwortlichkeiten bündeln sich meist an einem Nadelöhr und Ressourcen werden nicht nach deren Möglichkeit genutzt.

Die Lösung:

Es lässt sich also feststellen, dass man gerade im Hinblick auf die digitale Transformation deren Geschwindigkeit im Unternehmen mithalten kann, wenn man agil arbeitet. Dies tut man dann, wenn man nach agilen Prinzipien agiert. Die wichtigsten agilen Prinzipien sind:

Anpassung: Es findet ein fortlaufender Prozess der Adaption statt. Das heißt Planung, Vorgehensweisen und Arbeitsabläufe reagieren auf externe und interne Einflüsse, eigene Erkenntnisse und Kundenwünsche.

Arbeitsfluss: Es werden wertschöpfende Prozesse herausgearbeitet und hierfür die besten Rahmenbedingungen geschaffen, dies kann personeller, zeitlicher, räumlicher (etc.) Natur sein.

Transparenz: Interne und externe Kommunikation findet direkt statt, um das höchstmögliche Maß an Transparenz zu erhalten. Nur so können Tätigkeiten und Abläufe optimiert werden.

Führungsstil: Die intrinsische Motivation der MitarbeiterInnen muss gefördert werden. Dies geschieht in dem Projekte klar priorisiert werden und die Führungskraft gezielt unterstützt.

Organisation: Arbeitseinheiten (Teams, Arbeitsgruppen, Kolonnen) organisieren sich selbst. Mehr Verantwortungen in Organisationseinheiten abgeben und dort belassen, nur durch Entlastung des Managements im operativen Bereich ist Fortschritt realisierbar.

Im Ergebnis ist Agilität vielmehr als die Auswahl moderner Methoden zur Entscheidungsfindung, es ist eine Grundeinstellung für zukunftsorientiertes Arbeiten. In welcher Branche und in welchen Bereichen agiles Arbeiten sinnvoll und nachhaltig ist, kann nur der Branchenkenner, also der Unternehmer selbst, beurteilen. Vielleicht macht agile Organisation und Führung auch nur in Teilbereichen Sinn und gut möglich, dass die erwähnten Prinzipien teilweise schon selbstverständlich im Unternehmen umgesetzt werden.

Fakt ist, dass agiles Management und agile Organisation durch die (tatsächlich) gelebten Prinzipien dazu führen können, dass Unternehmen zukunftssicherer, effizienter und attraktiver am Markt sein werden.

Agilität ist nicht der Heilsbringer und auch nicht der Fluch – bedarfsgerecht und nachhaltig eingesetzt, ist das Arbeiten nach agilen Prinzipien aber alles andere als fragil. Im Gegenteil, es führt zu Stabilität in fortlaufenden Veränderungsprozessen.

Quelle: Organizational Design Workshop, Marco Olavarria

Volker Mühl