Die Würde des Menschen, die Menschenwürde und die Würde eines jeden einzelnen Menschen

„Die Würde des Menschen ist unantastbar. Sie zu achten und zu schützen ist Verpflichtung aller staatlichen Gewalt.“

So steht es ist in den allerersten beiden Sätzen des Grundgesetzes der Bundesrepublik Deutschland, also in Art. 1 Abs. 1 Satz 1 und 2 GG.

Der Philosoph Immanuel Kant erklärt die Menschenwürde wie folgt.

Keine Angst, heute wird es nur vermeintlich philosophisch. Es wird schnell sehr konkret in jeder Hinsicht, in allen Lebensbereichen, vor allem in der Wirtschaft, aber nicht nur dort.

„Dinge sind wertvoll,
wenn wir sie brauchen können.
Ein Schuh ist zum Beispiel wertvoll,
wenn er passt und man mit ihm gut laufen kann.
Wenn der Schuh kaputt ist und
niemand mehr in ihm laufen kann,
hat er keinen Wert mehr.
Bei Menschen ist das anders:
Der Mensch hat immer einen Wert.
Auch wenn er krank ist.
Auch wenn er nicht arbeiten kann.
Wenn etwas immer einen Wert hat, sagt man:
Es hat eine Würde.
Jeder Mensch ist deshalb wertvoll,
weil er ein Mensch ist.“

In Artikel 1 des Grundgesetzes steht also:
Die Würde eines Menschen ist unantastbar. Das heißt: Die Würde darf auf keinen Fall verletzt werden. Alle Menschen sind gleich wertvoll.

Es ist egal, welche Religion sie haben, aus welchem Land sie kommen, ob sie Frauen oder Männer sind oder wie alt sie sind. Das Leben und die Gesundheit aller Menschen sind wichtig. Alle Menschen müssen vom Staat geschützt werden.
Die Menschenwürde ist die wichtigste Regel im deutschen Grundgesetz. Niemand darf die Würde eines Menschen verletzen.

Ein Leben ohne Menschenwürde ist ein Leben in Angst, Unterdrückung und Zwang. Das heißt: Kein Mensch hat das Recht, einem anderen Menschen Gewalt anzutun.

Gibt es einen Unterschied zwischen der Würde des Menschen bzw. der Menschenwürde so wie sie in Art. 1 GG verstanden wird und der eigenen Würde eines jeden einzelnen Menschen?

Ich meine es gibt einen ganz gewaltigen Unterschied. In Art. 1 des Grundgesetzes steht, wozu der Staat verpflichtet ist. Aber bei der eigenen Würde des einzelnen Menschen geht es um jeden selbst und was mit seiner/ihrer Würde vereinbar ist. Für was er und sie steht.

Wir sagen ja oft: „ Das ist unter meiner Würde.“ Würde in dem verstandenen Sinne ist nach meiner Wahrnehmung etwas anderes als die Würde des Menschen im Sinne von Art. 1 des Grundgesetzes. Die eigene Würde ist so eine Art eigener Anspruch an sich selbst oder wie der Hirnforscher Prof. Dr. Gerald Hüther sagt: „Die Würde ist ein innerer Kompass“.

Wieso ist die Würde ein innerer Kompass?

Wonach Hüther mit den Mitgliedern seiner Initiative „Würdekompass“ sucht, „ist so etwas wie ein innerer Kompass, den jeder Mensch im Laufe seines Lebens entwickelt. Er hilft ihm, sich in der Vielfalt der von außen an ihn herangetragenen oder auf ihn einstürmenden Anforderungen und Angeboten orientieren zu können. Dazu zählen nicht nur die vielen Verlockungen und Heilsversprechen, die ihm von anderen gemacht werden. Es ist auch all das, was jemand als Notwendigkeiten und unabwendbare Gegebenheiten betrachtet, denen er sich, wie er meint, fügen müsse und die er, wie alle anderen auch, vermeintlich zu akzeptieren habe.

Es geht Hüther also um unsere Würde! In einer von Effizienzdenken und Erfolgsstreben geprägten Zeit ist die Wiederentdeckung der eigenen Würde wichtiger denn je geworden.

Sein Anliegen ist es, das zutiefst Menschliche in uns wieder zu entdecken und einander zu helfen, es füreinander zu bewahren. Dies ist zu unserer wichtigsten Aufgabe im 21. Jahrhundert geworden. In Würde sterben zu dürfen, ist ein verständlicher Wunsch. Die Initiative Würdekompass will hingegen mit verschiedenen Begegnungen, Aktivitäten und Projekten dazu beitragen und schon zu Lebzeiten einander einladen, ermutigen und inspirieren, in Würde zu leben.

Wie ich das verstehe mit der persönlichen Würde … Das eigene Ich.

„ Das ist unter meiner Würde“ – das kann man konkret in die unterschiedlichsten Bereiche und Situationen übertragen.

Was bedeutet es eigentlich, wenn ich sage:

„Es ist unter meiner Würde ….

… ins Bordell zu gehen.

… meine Mitmenschen zu erniedrigen.

… als Unternehmer ungerechte Löhne zu zahlen.

… als Unternehmer nur um den eigenen wirtschaftlichen Erfolg willen in Kauf zu nehmen, dass andere ruiniert werden.

… als Unternehmer nur um den eigenen wirtschaftlichen Erfolg willen in Kauf zu nehmen, dass andere Menschen oder Tiere, wenn sie bewusst mit krankmachenden Inhaltsstoffen und Verfahren hergestellte Lebensmittel kaufen und verzehren, krank werden.

… als Unternehmer nur um den eigenen wirtschaftlichen Erfolg willen Waffen herzustellen, die andere Menschen zu Tausenden töten können.“

Ich könnte das beliebig fortsetzen. Eines wird für mich deutlich:

Die persönliche Würde ist eine Frage des eigenen Bewusstseins und der eigenen Authentizität

Authentisch zu sein, bedeutet in seiner eigenen Energie zu sein. Es bedeutet, sich auf den Schwingungen zu bewegen, die einen selbst ausmachen.

Sich seiner selbst bewusst zu sein, bedeutet nach Victor Frankl:

„Zwischen Reiz und Reaktion liegt ein Raum. In diesem Raum liegt unsere Macht zur Wahl unserer Reaktion. In unserer Reaktion liegen unsere Entwicklung und unsere Freiheit.“

Du hast immer die Wahl den „Knopf“ in Dir drin „zu drücken“

Die Erkenntnis daraus lautet im Prinzip: Es ist egal, in welchen Umständen und in welcher Situation Du dich befindest, Du musst nicht auf eine bestimmte Art und Weise reagieren,…

1. …wie gewöhnlich Menschen auf solche Situationen reagieren; insbesondere nicht negativ und reaktiv.

2. …wie Du normalerweise aufgrund deiner „antrainierten“ Verhaltensweise in solchen Art von Situationen reagierst.

Du hast immer die Wahl den „Knopf“ in Dir drin „zu drücken“ und in jeder Situation und Deine Reaktion bewusst zu wählen oder Deinem „Limbi“, also Deinen Emotionen, freien Lauf zu lassen.

Irgendwie hat das mit der persönlichen Würde auch mit Win-Win-Denken zu tun.

Ich denke hier an das:

Szenario 6: Ich gewinne und Du gewinnst oder kein Geschäft.

Entweder bekommen wir beide ein akzeptables Ergebnis oder der Deal ist aus, und das ist in Ordnung. Jede Partei stimmt zu, dass das Projekt, der Vertrag und sogar die Beziehung enden können, wenn die Parameter nicht (mehr) akzeptabel sind.

Um eine solche Verhaltensweise praktizieren zu können, brauchen wir Charakter, Reife und Integrität sowie das Bewusstsein, dass es genug für alle gibt, also das Gegenteil von Mangelbewusstsein.

An dieser Stelle wird mir deutlich:

Bei der Würde des einzelnen, also das was den inneren Kompass ausmacht, fokussieren sich alle wesentlichen Aspekte des Menschsein:

  • Das eigene Bewusstsein,
  • die eigene Authentizität,
  • Verantwortung schlechthin,
  • Win-Win-Denken,
  • Charakter, Reife und Integrität.

Ich möchte gerne drei treue Leser meines Blogs einladen, mit mir zusammen folgende Veranstaltung zu besuchen (ich übernehme die Karten und die Fahrt – die drei Ersten, die sich bei mir melden, bekommen die Karten und sind wie gesagt eingeladen):

Würde. Was uns stark macht – als Einzelne und als Gesellschaft

Gerald Hüther im Gespräch mit Altabt Benedikt Müntnich OSB am Freitag 15. Juni 2018 um 19.00 Uhr in Maria Laach

„Wir alle wollen in Würde sterben, aber sollten wir nicht erst einmal in Würde leben?

Was genau ist Würde? Was bedeutet es, wenn uns unsere Würde genommen wird, weil wir etwa in der digitalen Welt nur noch als Datensatz zählen oder im Netz geschmäht werden? Wenn wir uns selbst würdelos verhalten oder andere entwürdigen? Der Hirnforscher Gerald Hüther zeigt, dass Würde nicht allein ein ethisch-philosophisch begründetes Menschenrecht ist, sondern ein neurobiologisch fundierter innerer Kompass, der uns in die Lage versetzt, uns in der Vielfalt der äußeren Anforderungen und Zwänge in der hochkomplexen Welt nicht zu verlieren. Im Gespräch mit Altabt Benedikt sucht er, die Wahrnehmung der eigenen Würde zu stärken und der Frage nach ihrem Fundament und ihrem Ort im Lebensvollzug des einzelnen Menschen nachzugehen.

Gerald Hüther zählt zu den bekanntesten Hirnforschern in Deutschland. Der Vorstand der Akademie für Potentialentfaltung schreibt Sachbücher, hält Vorträge, berät Politiker und Unternehmer und ist häufiger Gesprächsgast in Rundfunk und Fernsehen. www.gerald-huether.de

Benedikt Müntnich OSB war von 2002 bis 2014 Abt der Benediktinerabtei Maria Laach. Nach einem längeren Aufenthalt außerhalb des Klosters ist er seit dem Jahresbeginn 2017 wieder zurück.“

Kein Mensch kann die in ihm angelegten Potentiale entfalten,

wenn er in seiner Würde von anderen verletzt wird

oder er gar selbst seine eigene Würde verletzt.“

Prof. Dr. Gerald Hüther

In diesem Sinne wünsche ich Ihnen alles erdenklich Gute

Ihr Volker Mühl


Volker Mühl