Mit und über Sicherheit

Was haben Krankenhäuser, Friedhöfe, Schulen und Sicherheit miteinander zu tun?

Am Sonntag habe ich zusammen mit meiner Frau im Krankenhaus in Limburg einen Onkel meiner Frau besucht. Ich war schon länger nicht mehr in einem Krankenhaus – glücklicherweise.

Ich finde schon die Begrifflichkeit „Krankenhaus“ nicht gut. Rein von der Perspektive her sollte ein „Krankenhaus“ doch besser „Gesundheitshaus“ oder „Gesundhaus“ heißen. Denn alle Menschen die da rein müssen, wollen doch wieder gesund werden. Also würde doch Gesundheitshaus oder Gesundheitszentrum besser passen. Nicht wahr? Und die Krankenschwester oder der Krankenpfleger: Gesundschwester oder Gesundpfleger.

Viel wichtiger als die Begrifflichkeit ist natürlich, was in so einem Haus alles passiert, damit die Patienten gesund werden können. Zunächst einmal sollte man sich rein von den Räumlichkeiten und der Umgebung her in einem solchen Haus wohl fühlen, denn man will ja gesund werden. Klar, dass ein Operationssaal oder Untersuchungszimmer, in denen viel Technik untergebracht ist, in der Regel kein Wohlfühlgefühl vermitteln kann. Aber doch die Krankenzimmer und die Aufenthalts- und Besucherzimmer, die sollten das tun – den Patienten und auch den Mitarbeitern, die sich um die Menschen kümmern, ein positives Gefühl vermitteln und Energie geben.

Ist das dort so? Nein, im Gegenteil. Ich empfand es dort sehr bedrückend, eng und beklemmend. Allein von den Räumlichkeiten her. Alle hängen dichtgedrängt aufeinander. Es gibt keine wirklichen Rückzugsbereiche usw. Also allein von der Raumsituation empfand ich es so, dass mir Energie entzogen anstatt Energie gegeben wird. Ist ein solches Umfeld also gesundheitsfördernd oder heilungsfördernd?

Natürlich spielt die medizinische und ärztliche Betreuung eine große Rolle. Am Beispiel des Onkels meiner Frau muss ich feststellen, dass er im Unklaren darüber gelassen wird, was man so mit ihm im Krankenhaus macht. Er ist Bewohner in einem Seniorenzentrum in Limburg und wenn so ein alleinstehender Mensch plötzlich ins Krankenhaus eingeliefert wird und Angehörige/Betreuer nicht sofort da sind und intervenieren, dann habe ich das Gefühl und den Eindruck, dass so jemand an solchen Orten verkümmert. Wenn man dann nachhakt, wird einem nicht immer unbedingt entgegengebracht, dass man dafür so uneingeschränkt Verständnis hat. Es wird eher als lästig empfunden.

Also eines weiß ich mit Sicherheit

Solche Häuser mag ich persönlich nicht. Wir haben da in Deutschland noch sehr viel zu tun unsere „Krankenhäuser“ zu „Gesundhäusern“ zu machen.

Am Sonntag war das Wetter sehr sonnig und kalt. Im Anschluss an den Besuch im Krankenhaus war ich noch eine Stunde spazieren im unmittelbaren Umfeld des Krankenhauses. Ich machte zunächst einen Spaziergang über den Limburger Stadtfriedhof am Fuße des Krankenhauses. Ein an sich schöner Friedhof: friedlich, grün, alter Baumbestand, schöner Blick.

Als ich so über den Friedhof ging, fielen mir die sehr vielen gewaltigen fest denkmalartigen Grabsteine auf. Ich wohne ja in einem Dorf. So was gibt es bei mir in dieser Form nicht.

Was soll das? Was wollen die Menschen die solche Grabstätten bauen (lassen), denn damit bewirken? Soll das den/die toten Angehörigen ehren? Sollen sie so nicht vergessen werden? Oder wollen sie zeigen, dass sie sich das leisten können? Oder damit zeigen, dass der/die verstorbene Person etwas Besonderes war?

Also ich weiß noch was mit Sicherheit

Solche Grabmäler machen die Verstorbenen nicht mehr lebendig.

Sodann setzte ich meinen Spaziergang rund um den Schafsberg durch den Wald fort und kam zu Beginn an einer Schule (Gymnasium am Fuße des Krankenhaus) und später am Ende des Spaziergangs an einer Grund- und Realschule vorbei.

Bei beiden Schulgebäuden hatte ich von außen betrachtet den Eindruck, so ähnlich wie beim Krankenhaus: Sollen sich eigentlich in diesen Gebäuden und in den Klassenräumen, in denen die Kinder und Jugendliche sozusagen zusammengepfercht nahezu 6-8 Stunden sitzen und mit Wissen vollgestopft werden, wohlfühlen? Und genauso gilt das natürlich auch für die Lehrerinnen und Lehrer.

Also hier weiß ich auch mit Sicherheit

Es muss sich was an der Art der Gebäude unserer Schulen und auch Universitäten ändern. Um zu lernen, zu lehren und zu studieren braucht man eine inspirierende Umgebung und keine „Pferchumgebung“. Aber nicht nur das, es muss sich vor allem am System was ändern und an dem, was in den Schulen passiert bzw. nicht passiert. Dazu aber später mehr.

Also zunächst bin ich mal losgeworden, was ich glaube mit Sicherheit zu wissen. Aber natürlich ist das nicht sicher.

Mit der Sicherheit ist das so eine Sache. Eigentlich ist doch nichts sicher – oder? Es gibt keine absolute Sicherheit. Trotzdem wollen Menschen oft dieses Gefühl absoluter Sicherheit.

Benjamin Franklin hat einmal gesagt:

„Nur zwei Dinge auf Erden sind uns ganz sicher: der Tod und die Steuer.“

Benjamin Franklin (1706 – 1790), veröffentlichte seine frühen humoristisch-kritischen Essays unter dem Pseudonym Mrs. Silence Dogood, US-amerikanischer Politiker, Naturwissenschaftler, Erfinder und Schriftsteller.

Menschen wollen für gewöhnlich Sicherheit:

  • Sicherheit im Beruf, dass die Arbeitsstelle langfristig erhalten bleibt
  • finanzielle Absicherung
  • eine sichere Altersversorgung
  • usw.

Viele Menschen schließen Versicherungen ab, um Risiken zu managen. Z.B. eine Risiko-Lebensversicherung in Zusammenhang mit einer Bau-Finanzierung o.ä.. Das ist sicher sinnvoll.

Man kann aber damit nicht das Leben an sich schützen oder versichern, sondern nur die finanziellen Folgen eines Todesfalls für die Angehörigen und z.B. die finanzierende Bank. Deshalb ist an sich die Begrifflichkeit „Lebensversicherung“ irreführend. Sachgerechter wäre zB „Todesfallfolgenversicherung“.

Schon wieder so eine sprachliche Fragwürdigkeit. Wie mit den Krankenhäusern.

Im allgemeinen Sprachgebrauch scheint es keine Zweifel darüber zu geben, was unter Sicherheit zu verstehen ist.

Versucht man jedoch (aus der Erkenntnis heraus, dass es zwischen „komplett unsicher“ und „absolut sicher“ noch etwas mehr geben muss), Sicherheit zu quantifizieren, stößt man auf große „Unsicherheit“.

Meyers großes Lexikon von 1980 definiert Sicherheit so:

„Zustand des Unbedrohtseins, der sich objektiv im Vorhandensein von Schutz (-einrichtungen) bzw. im Fehlen von Gefahr (-enquellen) darstellt und subjektiv als Gewissheit von Individuen oder sozialen Gebilden über die Zuverlässigkeit von Sicherungs- und Schutzeinrichtungen empfunden wird.“

Sicherheit kann man demzufolge als Abwesenheit von Risiko definieren.

Eine mögliche Definition von Risiko: „Das Risiko (einer Anlage oder Tätigkeit) ist die Summe über alle (gefährlichen) Ereignisse der Produkte von Eintrittswahrscheinlichkeit und Schadensausmaß und eventuell (subjektiven) Gewichtungsfaktoren“. (Olaf H. Peters, Arno Meyna; Handbuch der Sicherheitstechnik – Carl Hanser Verlag München Wien).

In der Informationstechnik spricht man an Stelle von gefährlichen Ereignissen auch von „erfolgreichen Angriffen“.

Das Schadensausmaß ist ebenso wie das Risiko mathematisch eine Zahl zwischen 0 und 1 (= 100%). Sicherheit lässt sich somit definieren als

Sicherheit = 1 minus Risiko

und hat damit ebenso wie das Risiko alle Eigenschaften einer mathematischen Wahrscheinlichkeit. Wahrscheinlichkeiten können bekanntlich Werte zwischen 0 und 1 (= 100%) annehmen.

Risiko und Sicherheit sollte man dann noch auf eine Zeiteinheit beziehen, denn es ist nicht schwer zu erkennen, dass die Eintrittswahrscheinlichkeiten in der Regel mit wachsender Zeitspanne dem Wert 1 zustreben.

Vgl. dazu bromba.com

Menschen wollen also Sicherheit, die es eigentlich als absolute Sicherheit nicht gibt.

Gleichwohl sollen soziale oder wirtschaftliche Gebilde, die von Menschen geschaffen sind und/oder getragen und/oder verkörpert werden, anderen Menschen die gewollte oder verlangte Sicherheit vermitteln oder verschaffen.

Aber wie soll das gehen?

Wenn es keine absolute Sicherheit gibt, kann diese auch nicht anderweitig – egal durch wen oder was – verschafft werden. Gleichwohl werden aber diesbezüglich Erwartungen geschürt, das sei möglich. Insbesondere in der Politik geschieht das, wenn Versprechen und Garantien gegeben werden.

„Die Renten sind sicher“

ist so eine Aussage.

Natürlich ist die Rente nicht sicher, die uns heute vorgerechnet wird. Irgendeine Rente wird es wahrscheinlich schon geben. Nur diese Höhe ist es mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht.

Vor dem Hintergrund der Entwicklung der Digitalisierung stellt sich nicht nur mir die Frage des Weiterbestehens von bewährten Geschäftsmodellen und damit die Auswirkung auf alles, was daran hängt und anknüpft. Diese Unsicherheit lässt einen die weitere Frage stellen, welche Auswirkungen dies auf das Fortbestehen von vielerlei bewährten Geschäftsmodellen, damit von Arbeitsplätzen und letztlich auf die finanzielle Sicherheit und damit Existenz vieler Menschen hat.

Das ist „wohl sicher“: Die digitale Revolution betrifft absolut jedes Unternehmen!!

Vgl. dazu Whitepaper zur Digitalisierung

„Uber yourself before you get kodak’ed.“ Diese brutale Weisheit aus dem Silicon Valley bringt das Wesen des derzeit mächtigsten Megatrends auf den Punkt. Mit der Digitalisierung wird ein Prozess der schöpferischen Zerstörung entfesselt, der jede Industrie und jedes Unternehmen erfasst. Wer sich auf diesen Sturm nicht vorbereitet, dem ergeht es wie einst dem Weltunternehmen Kodak – der geht unter. Neue agile Startups segeln hart am Wind, surfen Monsterwellen und werden zu marktdominanten Playern. Uber, der 2009 in San Francisco gegründete Fahrdienst, ist heute in über 500 Städten weltweit vertreten und wurde vor kurzem mit rund 68 Milliarden Dollar bewertet.

Die neuen Player kommen im Vergleich zu den großen Tankern der Industrie mit einem Bruchteil an Personal und Infrastruktur aus:

  • Uber, die weltgrößte Taxifirma, besitzt keine Autos.
  • AirBnB, weltweit größter Anbieter von Unterkünften, hat nicht eine einzige Immobilie.
  • Facebook, das weltweit meist genutzte Medium, erstellt keinen Content.

Die neuen Akteure am Markt spielen nach anderen Spielregeln. Sie erobern die Märkte mit smarten Algorithmen. Ihre Verbreitung erfolgt in kürzester Zeit per Knopfdruck. Ob Google oder Facebook: Sie bauen keine Maschinen, sondern Plattformen und Software.“

Was bedeutet das für unsere Wirtschaft und unsere Arbeitsplätze?

Es werden zurzeit Überlegungen angestellt Unternehmen wie Facebook, Google usw. zu zerschlagen.

Nie zuvor waren die Tech-Riesen Facebook, Amazon und Google so mächtig wie heute. Doch auch nie standen sie so sehr unter Druck wie jetzt. Denn es regen sich mächtige Gegenspieler und die bringen ihre Zerschlagung ins Spiel.

Die Big-Tech-Konzerne aus dem Silicon Valley verdienen mit ihrem Geschäft nicht nur Milliardenbeträge in Dollar. Sie haben meist auch noch einen exklusiven Zugriff auf die Daten von Milliarden Nutzern weltweit. Das verschafft ihnen einerseits eine Marktmacht, mit der sie in der Lage sind, nicht nur konkurrierende Unternehmen, sondern ganze Branchen plattzumachen. Und es gibt ihnen auch eine politische Macht, bei der sich Experten und Politiker fragen, ob der Einfluss dieser Unternehmen auf gesellschaftliche Entscheidungsprozesse mit demokratischen Spielregeln noch vereinbar sei.

Google, Facebook und Amazon dominieren auch andere Märkte

Was bei der gesellschaftlichen Diskussion über Google, Facebook und Amazon oft übersehen wird: Die drei Stars der Tech-Branche sind nicht nur Monopolisten auf ihrem ureigenen Geschäftsgebiet. Gemeinsam teilen sie sich auch noch weitere Märkte untereinander auf: Facebook und Google etwa haben im vergangenen Jahr in den USA 80 Prozent des Online-Werbewachstums auf sich ziehen können. Gemeinsam halten sie zwei Drittel des US-Online-Werbemarktes.

Google und Apple wiederum bestücken weltweit 99 Prozent aller Smartphones mit ihren mobilen Betriebssystemen, die Systemsoftware von Microsoft und Apple läuft auf 95 Prozent aller Personal Computer. Und mit den Milliardengewinnen aus diesen Geschäften stellt man sich so auf, dass jeder potenzielle Konkurrent kaum eine Chance hat – lautet der Vorwurf aus der Politik.

Eine Zerschlagung von US-Unternehmen wie Google oder Facebook aus Europa heraus ist allerdings kaum möglich. Experten suchen daher nach anderen Wegen, die Macht von Mark Zuckerberg und anderen Internetgrößen zu begrenzen. Über eine entsprechende Regulierung beispielsweise wäre es möglich, die Datensammler dazu zu zwingen, ihre Daten mit der Konkurrenz zu teilen, wenn der Kunde es will. In anderen Branchen gibt es das längst.

Eines aber wird immer offensichtlicher: Die guten Zeiten unkontrollierten Wachstums gehen für die Tech-Giganten dem Ende entgegen. „Don’t be evil“, „sei nicht böse“, mag zwar das offizielle Motto Googles sein. Weite Teile von Politik, Wirtschaft und Gesellschaft aber sehen die Firmen längst anders.

Und in den USA hat man in Vergangenheit schon andere Big Player in der Vergangenheit zerschlagen: z.B. Standard Oil (Rockefeller 1906) und den Telekom-Riesen AT&T vor 34 Jahren.

Ob das unter Donald Trump als US-Präsident denkbar und realistisch ist, bleibt dahingestellt.

Was können wir daraus lernen?

Wir müssen als Gesellschaft die Risikofreudigkeit der Menschen in Deutschland in dem Sinne fördern, dass wieder mehr Menschen bereit sind unternehmerische Verantwortung zu übernehmen, sei es z.B. als Existenzgründer oder im Rahmen einer Unternehmensnachfolge. Aber auch Verantwortung in anderen Bereichen des Lebens wie etwa in der Politik und in anderen Formen menschlicher Kooperation Z.B. Vereine, Dorfgemeinschaft usw.

Das geht aber nicht so ohne weiteres. Das ist eine Frage der Erziehung und Ausbildung sowie, was im Rahmen dessen so vermittelt bzw. nicht vermittelt wird. Wenn dort nur vermittelt wird, man solle in den Staatsdienst und in die großen Konzerne gehen, der vermeintlichen Sicherheit wegen, dann führt dies dazu, dass der Mittelstand in Deutschland nach und nach kaputt geht und schließlich sozusagen ausstirbt.

Der Mittelstand ist (noch) das Rückgrat der deutschen Wirtschaft.

Der Mittelstand wird oft als das Herz der deutschen Wirtschaft bezeichnet. Zu Recht: Mittelständische Unternehmen stemmen den größten Teil der Wirtschaftsleistung, beschäftigen die meisten Mitarbeiter, bilden aus und tragen erheblich zum unternehmerischen Steueraufkommen in Deutschland bei.

Wir müssen endlich auch mit dem Irrglauben aufräumen, für die Bildung in Deutschland müsse man nur mehr Geld für die Hardware (Schulgebäude und deren Ausstattung) sowie mehr Lehrer aufbringen und dann klappe das schon.

Nein, das reicht nicht.

Wir brauchen eine neue Software für die Bildung und Ausbildung.

Einerseits brauchen wir eine neue Charakterethik, die religions- und kulturübergreifend funktioniert.

Hier sehe ich eine geeignete Basis in den „7 Wegen zur Effektivität“ von Stephen R. Covey

Außerdem müssen wir für unsere jungen Menschen in dem Sinne sorgen, dass diese lernen nicht mehr nur ein- oder zweidimensional denken, sondern drei- und vierdimensional. Menschen tun sich für gewöhnlich schwer in der dritten und vierten Dimension zu denken.

Das erfordert, dass wir es schaffen unsere Filter, die dazu führen, dass wir eine nur sehr begrenzte Wahrnehmung haben, nach und nach ablegen können, um so zu neuen Einsichten zu gelangen. Wir müssen es hinbekommen, dass wir und sie mehr „zwischen den Zeilen“ intuitiv und bestehende Verknüpfungen und Verbindungen wahrnehmen, und damit das erkennen, was uns insgesamt wirklich weiterbringt.

Das erfordert eine enorme Beobachtungsgabe und auch Auffassungsgabe, die bei der Fortsetzung der jetzigen Bildung- und Ausbildungsmethoden nicht erreichbar ist. Im Moment ist die Politik ja auf dem Trip, man müsse die Kinder und Jugendlichen nur früh genug mit Computer und IT in Kontakt bringen und das laufe dann schon.

Ein Irrweg, wie ich meine.

Ich halte es da mit Prof. Gerald Hüther.

Leitgedanke seiner Tätigkeit ist der Satz von Albert Schweitzer:

„Das Heil der Welt liegt nicht in neuen Maßnahmen, sondern in einer anderen Gesinnung.“

„Gesinnung“, also die inneren Haltungen, Einstellungen und Überzeugungen von Menschen lassen sich nur verändern, wenn man ihnen Gelegenheit bietet, neue und günstigere Erfahrungen zu machen als bisher, mit sich selbst, im Zusammenleben mit Anderen und mit ihren jeweiligen Fähigkeiten und Tätigkeiten.

Der wichtigste Ort ist die Schule, an dem junge Menschen all jene Erfahrungen sammeln, die darüber bestimmen, ob sie sich später im Leben etwas zutrauen, ob Sie ihre angeborene Freude am eigenen Entdecken und Gestalten, am Lernen und an ihrer eigenen Weiterentwicklung nicht verlieren und ob Sie in der Lage sind, sich gemeinsam mit anderen die Welt zu erschließen und Verantwortung für diese Welt zu übernehmen.

Was wir ihnen dort bieten müssen, sind Herausforderungen, an denen sie wachsen können, Gemeinschaften in denen sie sich geborgen fühlen und Vorbilder, die ihnen helfen, die in ihnen angelegten Potenziale zu entfalten.

Was für eine Welt wollen wir eigentlich?

Wir erhalten ein Jahrhunderte altes Schulsystem aufrecht und messen Kinder zu stark an unseren Erwartungen, konditionieren sie sogar wie Tiere, so Prof Gerald Hüther.

Das alles, obwohl wir angeblich ja nur das Beste wollen. Doch woher sollten wir es auch besser wissen? Wir sind doch selbst durch dieses System gegangen, wurden an den gleichen Maßstäben gemessen. Genau hier verorten Kritiker wie Gerald Hüther das Grundproblem. Die Ausbildung unserer Kinder, die Morallosigkeit unseres Wirtschaftssystems und auch unsere Vorstellung einer gut gemeinten Erziehung seien Symptome einer nicht geführten Gesellschaftsdebatte.

Bevor wir darüber geredet hätten, in welcher Welt wir eigentlich leben wollen, hätten wir angefangen zu wirtschaften.

Die Wirtschaft sollte eigentlich dem Menschen dienen, doch mittlerweile dienten wir der Wirtschaft. Debatten über Wirtschaftsethik, Bildungspolitik oder Erziehung gingen somit die unbequeme Frage voraus: Was für eine Welt wollen wir eigentlich?

Menschen wollen mehr Sicherheit?

Dann brauchen wir mehr Menschen mit einem positiven Selbstwertgefühl und einem starken Charakter und nicht Gier- und Geldgesteuerte Unternehmens-, Wirtschafts- sowie politische Führer sowie auch nicht solche Menschen, die glauben, andere könnten ihnen die Sicherheit bieten, die sie einfordern glauben zu können. Und die Menschen bekommen wir nur über eine entsprechende Erziehung, Bildung und Ausbildung.

Und eines ist sicher: Diejenigen, die die ungünstigsten Startvoraussetzungen für gute Bildung und Ausbildung haben, brauchen die besten Schulen und die besten Lehrer.

Wehe jeder Art von Bildung, welche die wirksamsten Mittel wahrer Bildung zerstört und uns auf das Ende hinweist, anstatt uns auf dem Wege selbst zu beglücken!

Johann Wolfgang von Goethe (1749 – 1832), gilt als einer der bedeutendsten Repräsentanten deutschsprachiger Dichtung, Quelle: Goethe, Wilhelm Meisters Lehrjahre, 1795/6. 8.

„Ein Schiff im Hafen ist sicher, doch dafür werden Schiffe nicht gebaut.“

John Augustus Shedd

(1859 – 1928), amer. Schriftsteller und Professor

Quelle: Shedd, Salt from my attic, 1928.

In diesem Sinne wünsche ich Ihnen alles Gute

Ihr Volker Mühl


Volker Mühl