Zwischen Reiz und Reaktion liegt ein Raum… „Limbi“ muss nicht siegen!

Ist Ihnen/Dir das eigentlich bewusst und auch klar, wo und welchen Lebensbereichen und in welchen Situationen das von ganz immenser Bedeutung ist? Diese Aussage stammt von Victor Frankl und lautet vollständig:

„Zwischen Reiz und Reaktion liegt ein Raum. In diesem Raum liegt unsere Macht zur Wahl unserer Reaktion. In unserer Reaktion liegen unsere Entwicklung und unsere Freiheit.“

Viktor Emil Frankl (geb. 26. März 1905 in Wien – verstorben 2. September 1997 ebenda).

Er war ein österreichischer Neurologe und Psychiater.

Viktor Frankl begründete die Logotherapie und Existenzanalyse, die vielfach auch als die „Dritte Wiener Schule der Psychotherapie“ bezeichnet wird. Eines seiner bekanntesten Werke ist das im Jahr 1946 erschienene Buch „Trotzdem Ja zum Leben sagen: Ein Psychologe erlebt das Konzentrationslager“, in welchem Frankl seine Erlebnisse und Erfahrungen im Konzentrationslager Auschwitz während des Zweiten Weltkriegs schildert und verarbeitet. Viktor Frankl schaffte es Auschwitz zu überleben und mental gesund zu bleiben, in dem er seine Aussage „lebte“.

Du hast immer die Wahl den „Knopf“ in Dir drin „zu drücken“

Die Erkenntnis daraus lautet im Prinzip: Es ist egal, in welchen Umständen und in welcher Situation Du dich befindest, Du musst nicht auf eine bestimmte Art und Weise reagieren,…

1. …wie gewöhnlich Menschen auf solche Situationen reagieren; insbesondere nicht negativ und reaktiv.

2. …wie Du normalerweise aufgrund deiner „antrainierten“ Verhaltensweise in solchen Art von Situationen reagierst.

Du hast immer die Wahl den „Knopf“ in Dir drin „zu drücken“ und in jeder Situation und Deine Reaktion bewusst zu wählen oder Deinem „Limbi“, also Deinen Emotionen, freien Lauf zu lassen.


Wer oder was ist denn Limbi?

Dabei ist es absolut menschlich, dass wir sozusagen „automatisch“ reagieren. Das gewährleistet unser sog. Limbisches System, also unser Reptiliengehirn. Und das war im Laufe der Evolution total lebenswichtig, sonst hätten die Menschen es überhaupt nicht soweit geschafft.

Limbi-Erfinder Werner Tiki Küstenmacher erklärt uns Limbi sehr anschaulich in einem kurzen Video

Limbi. Wir kennen ihn alle gut – gemeinhin wird er als „innerer Schweinehund“ verkannt. Der Sachbuchautor Werner Tiki Küstenmacher hat ihm ein Gesicht gegeben. Küstenmacher zeigt, dass Limbi – unser emotionales Gehirn – ein quicklebendiger Teil von uns ist, der uns schon mehrfach das Leben gerettet hat. Gleichwohl sollten wir versuchen an den richtigen Stellen Limbi „im Griff“ zu haben. Soweit so gut. Oder vielmehr nicht gut.

„Zwischen Reiz und Reaktion liegt ein Raum“ hat eigentlich mit Selbstführung zu tun.

Führen heißt: Sich selbst führen und das ist im Prinzip die Fähigkeit zur Selbststeuerung im eigenen Bewusstsein. Emotions- und gewohnheitsbedingtes Reiz-Reaktionsverhalten kann dadurch gestoppt werden.

„Zwischen Reiz und emotionaler Reaktion“ entwickelt sich im Bewusstsein ein Raum der Besonnenheit. Auch in Stress-Situationen ist dadurch bewusst gewähltes Verhalten möglich. Dysfunktionale Verhaltensmuster können erkannt und verändert werden. Für kreatives und innovatives Denken und Handeln insbesondere in der Führungsrolle ist das unerlässlich.

Viktor Frankl war seinerzeit nach seiner Deportation in Auschwitz in einer unvorstellbaren Extremsituation, in dem der „normale“ Mensch mit Depression, Aussichtslosigkeit, Resignation usw. reagiert.

Aber er hat nicht in dieser Art und Weise reagiert. Er hat erkannt, dass er nur dann Auschwitz überleben kann, wenn er innerlich in Freiheit bleibt: sein Körper war zwar eingesperrt und unvorstellbaren Qualen ausgesetzt, aber „er, Viktor Frankl, sein Innerstes Ich, sein Bewusstsein“ war frei.

Und so konnte er sich in seiner inneren Freiheit die Stärke bewahren, mit er der mental gesund blieb. Und das war die Basis und die Voraussetzung für sein Überleben.

Was kann das jetzt für uns bedeuten in unserer heutigen Welt, in unserer Gesellschaft und mit unserer Lebensweise?

Im Normalfall sind unsere Alltagssituationen und unsere Reaktionen sozusagen „eine niedliche Kleinigkeit“ im Vergleich zu der Situation und den Umständen, denen Victor Frankl in Auschwitz ausgesetzt war.

Deshalb: machen Sie sich verschiedene Situationen klar, in der Sie „die Wahl“ haben wie Sie auf bestimmte Reize reagieren:

  • in der Kommunikation mit anderen schlechthin
  • im Verhalten zu Familienmitgliedern, Freunden, Arbeitskollegen, Nachbarn usw.
  • wie Sie mit sich selbst umgehen im Hinblick auf Selbstvorwürfe, Selbstliebe, Selbstachtung usw.

Sie können auch anders als das „normale Programm“ ablaufen zu lassen, das Sie sich antrainiert haben über die Jahre der Zeit. Sie müssen innerlich nicht „Arschloch“ denken und sich entsprechend (unbewusst) in der Körpersprache verhalten, wenn Sie jemanden sehen, mit dem Sie etwas Negatives verbinden. Sie müssen nicht von vorneherein abweisend sein, wenn eine bestimmte Person mit einem bestimmten Anliegen an Sie heran tritt. Es gibt tausend und mehr Situationen und Möglichkeiten, kleine und große, vermeintlich einfache und schwierige, angenehme und unangenehme, in denen Sie die „Wahl“ haben.

Machen Sie sich klar. Sie haben immer die Wahl:

„Zwischen Reiz und Reaktion liegt ein Raum. In diesem Raum liegt unsere zur Wahl unserer Reaktion. In unserer Reaktion liegen unsere Entwicklung und unsere Freiheit.“

Nelson Mandela hat in seiner langjährigen Gefangenschaft ähnliche Erfahrungen wie Viktor Frankl gemacht. Er sagt u.a. folgendes:

„Ich wusste ganz klar, dass der Unterdrücker ebenso frei sein muss wie der Unterdrückte. Ein Mensch, der einen anderen Menschen seiner Freiheit beraubt ist Gefangener seines Hasses, er ist eingesperrt hinter den Gittern seiner Vorurteile und seiner Engstirnigkeit. (… ) Als ich die Türen des Gefängnisses durchschritt, war dies meine Mission: zugleich den Unterdrückten und den Unterdrücker befreien.“

Nelson Mandela in seiner Autobiographie

„Niemand wird geboren, um einen anderen Menschen zu hassen.
Menschen müssen zu hassen lernen und wenn sie zu hassen lernen können,
dann kann Ihnen auch gelehrt werden zu lieben, denn Liebe empfindet das
menschliche Herz viel natürlicher als ihr Gegenteil.“

Zitat Nelson Mandela

„Wer feststellen will, ob er sich verändert hat,
der sollte zu einem Ort zurückkehren,
der unverändert geblieben ist.“

Zitat Nelson Mandela

Mein Lieblingsautor Stephen Covey kleidet diese Erkenntnisse in seinen „7 Wegen zur Effektivität“, eigentlich besser übersetzt „7 Gewohnheiten …“ statt „7 Wege …“, in den „1. Weg: Pro-aktiv sein“ ein.

Pro-Aktivität bedeutet nicht nur, die Initiative zu ergreifen. Es beinhaltet auch, anzuerkennen, dass wir für unsere Entscheidungen selbst verantwortlich sind, dass wir die Freiheit haben zu wählen – auf Grundlage von Prinzipien statt unserer Stimmungen und Launen oder der Umstände. Pro-aktive Menschen treiben Veränderungen voran und entscheiden sich, kein Opfer zu sein, nicht reaktiv zu sein und die Schuld nicht bei anderen zu suchen.

Auch die „Sondierer“ und „Koalitionsverhandler“ haben die Wahl

Auch die Parteiführer von CDU/CSU und SPD haben bei den hoffentlich weiteren Verhandlungen über eine große Koalition die Wahl: Sie können so vorgehen wie immer, also Vertrauen zerstören durch Indiskretionen, Hochschaukeln der Emotionen, entsprechende Äußerungen usw..

Oder sie könnten sich gegenseitig endlich einmal richtig zuhören und gemeinsam Konzepte entwickeln, verabschieden und durchsetzen, die keine faulen Kompromisse darstellen, sondern echte sog. „Dritte Alternativen“. Die „3. Alternative“ von Stephen Covey lässt die gängigen Techniken für Konfliktlösungen, Verhandlungen und Innovationen hinter sich und eröffnet eine Option, bei der niemand etwas aufgeben muss und alle gewinnen.

Wobei ich persönlich der Meinung bin: Alle drei Verhandlungsführer Angela Merkel, Horst Seehofer und auch Martin Schulz müssten eigentlich sofort allesamt ihren „Hut“ nehmen und den Weg frei machen für neue Wege im vorgenannten Sinne. Alle drei haben die Wahl.

Ich hoffe das Beste. Wir werden sehen.

Ich wünsche Ihnen weiterhin alles Gute für 2018 und die weitere Zukunft.

Ihr Volker Mühl


Volker Mühl